Vis à vis - Welche Bedeutung hat Fußball für die Gesellschaft, Ewald Lienen?
Der Fußballer Ewald Lienen galt als Freigeist auf dem Platz und abseits davon. Auch heute noch legt er immer wieder den Finger in die Wunde des kommerziellen Fußballs. In diesem Jahr engagiert er sich im Kulturprogramm zur EM. Lienen sagt, der Fußball könne gesellschaftspolitische Themen auf die Tagesordnung bringen. Von Jakob Rüger
Ewald Lienen war ein begnadeter Fußballer. Er machte als Linksaußen bei Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld in den 1970er- und 80er-Jahren auf sich aufmerksam. Er galt als Freigeist auf dem Platz, aber vor allem abseits des Fußballs. Lienen nahm an Friedensdemos teil und trat 1985 in Nordrhein-Westfalen im Wahlkampf für die linke Friedensliste an. Mit dem kommerziellen Fußballgeschäft freundete er sich nie so richtig an.
Nach seiner Profikarriere wurde Ewald Lienen Trainer. Sein Markenzeichen in Rostock oder auf Sankt Pauli war ein Notizzettel, auf dem er während des Spiels ständig Beobachtungen notierte. Das brachte ihm den Spitznamen "Zettel-Ewald" ein. Als Trainer wurde er zum Weltenbummler und begleitet den modernen Fußball bis heute kritisch.
Lienen: Geringe Aufmerksamkeit für das Ehrenamt
Der 70-Jährige ist aktuell Schirmherr des Kurzfilmprogramms "On Screen", das im Zuge der Fußball-Europameisterschaft dieses Jahr durch Deutschland tourt. Am Ende wird eine Jury aus Fußball und Kultur einen der acht Kurzfilme auf der Fanmeile am Brandenburger Tor prämieren. Jakob Rüger spricht mit Ewald Lienen über die soziale Kraft des Fußballs und die geringe Aufmerksamkeit des Ehrenamtes.